Keine Zeit mehr für’s echte Leben?

Ich bin 1990 geboren, und damit noch knapp eine von der Genereation “Millenial”, nicht wahr?

In meiner Kindheit gab es ein Festnetztelefon und einen Fernseher. Ich durfte abends vor dem Abendbrot eine Kindersendung gucken. Zum Abschluss der vierten Klasse durfte ich ein “No Angels” Konzert auf Videokassette aufnehmen. Die Videokassette lief dann natürlich rauf und runter :-) Erst mit zehn Jahren bekam ich einen Gameboy Color (Wahnsinn!) geschenkt und langsam kamen einige PC-Spiele wie Anno und Sims dazu. Ins Internet kam ich nur mit einer komischen Abfolge von Tönen und einem Kästchen namens Modem. Maximal eine halbe Stunde – sonst wird es zu teuer! Wenn ich eine SMS schreiben wollte, nutze ich keine Leerzeichen, denn ich versuchte natürlich, so viele Zeichen in eine SMS zu bekommen wie möglich, damit ich nicht für zwei SMS bezahlen muss.

Das war’s. Meine Kindheit war so frei von elektronischen Geräten. Keine Flatrate, kein WhatsApp und keine KI. Habe ich deswegen so entspannt aufwachsen können, zwischen Buntstiften, Kuscheltieren, Hörspielen und dem Garten?

Bis vor fünf Jahren habe ich bewusst mein Handy selten genutzt. Das ist mittlerweile ganz anders. Ich verbringe Abende damit, in Instagram zu versinken. Schaue mir schlechte Serien an, die mich am Ende doch nur ermüdet und verwirrt ins Bett fallen lassen. Manchmal fühle ich mich so, als ob ich selber keine Grenze mehr kenne. Und das, obwohl ich immer dachte, dass es mit steigendem Alter leichter wird, sich zu kontrollieren.

Umso mehr frage ich mich, wie ich damit umgehen soll. Wie schaffe ich es, wieder entspannt und glücklich, einfach im Hier und Jetzt zu sein? Das Handy liegen zu lassen, mich durch keine App zu scrollen und etwas ohne einen Bildschirm zu machen. Wann bin ich wieder so mutig, mir wirklich Zeit zu nehmen, um ein Buch zu lesen oder mich mit mir selber auseinander zu setzen - ja, sogar im Zweifel, einfach nur da zu sitzen, sinnierend über die eigenen Gedanken und aus dem Fenster zu schauen.

Und was bedeutet das für Kinder und Jugendlichen? Ist ein Handyverbot die Lösung? Wie kann ein sinnvoller und langfristig gesunder Umgang damit aussehen? Wie kann ich als Mutter meinen Kindern einen vernünftigen Umgang vorleben? Und hilft es überhaupt, wenn meine Kinder erst sehr spät Social Media Zugang erhalten und max. 40 Min. pro Tag Screentime, während alle anderen Kinder eben doch vor einem Bildschirm hocken? Macht das meine Kinder dann glücklicher?

Sicherlich kennst Du einige Gedanken dazu auch - oder sogar noch so ein altes Modem von früher. Teile Deine Gedanken und Erfahrungen doch bei LinkedIn mit mir. Diesen Beitrag findest Du auch dort.